
Freuen Sie sich auf die kommende Vernissage am Freitag, den 12. September 2025, um 18:00 Uhr in der Villa Richter, Stollberger Straße 13, 09355 Gersdorf.
Gezeigt werden Werke der Künstlergruppe Lücke aus Dresden.
Freuen Sie sich auf die kommende Vernissage am Freitag, den 12. September 2025, um 18:00 Uhr in der Villa Richter, Stollberger Straße 13, 09355 Gersdorf.
Gezeigt werden Werke der Künstlergruppe Lücke aus Dresden.
„Fordernde Umarmung“ von Hans-Hendrik Grimmling
„Schon seit den frühen Anfängen meines bildnerischen Arbeitens und Suchens probiere ich meine Bildstoffe mit umschreibenden Metaphern „auszugraben“.
Als eine Art „Menschersatz“ dient mir bis heute die Vogelfigur, der Vogel.
Es ist nie eine bestimmte Vogelart im ornithologischen Sinn gemeint, es sind eher erfundene Gestalten aus Schnabel, Flügel, Krallen und menschfigürlichen Händen und Füßen.
Vor allem gebrauche ich ihre Sinnführung für einen assoziativen Raum von Bewegungsphantasie.
Es geht in dieser Spur immer um den gleichen Versuch, Gedanken von Freiheit und Loslösung auszudrücken.
Die Vogelmetapher übernimmt das Ironisch-Sarkastische, dramatisiert das Fragliche der Mensch-Figur-Erscheinung.
In nicht singulären Kompositionen dynamisieren sich oft die Formen in Umklammerungen, Umschlingungen. Ein Ringen um Zusammenfinden und Trennen zugleich, in der „Verknotung“ das gewollt Zwingende, aber auch das Wegstrebende … diese Gegensätzlichkeit widerspiegelt das eigentlich Abhängige voneinander.
Die Umarmung ist das zusätzliche Synonym dafür, sie zu fordern, immer wieder zu wollen, heißt, sich in dieser Dialektik von Sehnsucht nach Bindung und Loslösung zurecht finden zu wollen.“
Hans-Hendrik Grimmling, Mai 2025
Am 09. Mai 2025, 18:00 Uhr fand die Lesung mit dem Künstler Hans-Hendrik Grimmling statt. Er las aus seiner Autobiografie „Die Umerziehung der Vögel“ und anderen eigenen Texten.
Mit diesen Impressionen möchten wir uns bei allen Gästen herzlich bedanken für Ihr zahlreiches Erscheinen, den angenehmen Abend und die anregenden Gespräche.
Besonderer Dank gilt dem Künstler für die unterhaltsame und bewegende Lesung.
„Aufbruch“ von Hans-Hendrik Grimmling
„Jede Bildentstehung impliziert die jeweiligen Reflexionen auf soziale Umgebungen als „psychologische Raumvermessungen“ und dementsprechend sind es Niederschreibungen bzw. „Niedermalungen“ von Veränderungen.
Sie verhalten sich wie Zeitnotizen, die spiegelbildlich den Wahrnehmungswandel des Autors selbst beschreiben, ihm sogar als eine Art stetiger Vergegenwärtigung dienen.
Malerei in solch zeitnotierender Zustandsbeschreibung ist wie bloße existenzialistische Selbstbehauptung in einer „Konfrontation – Leben“.
1994 lebte ich nach meiner Übersiedelung schon im achten Jahr in Berlin und fühlte das für mich zu spät „besiedelte“ Neuland immer noch als Westberlin.
Alles Befindliche kreiste wieder und wieder um alte Sehnsüchte nach Loslösung und Entfernung.
Die Selbstinhaftierung in einer „anschlussexperimentellen“ Formen- und Bilderwelt argwöhnte in der „Wiederkehr des Gleichen“ mit der eigenen Wandlungsfähigkeit.
Das Bild „aufbruch“ zeigt zwei Gelbformen, die von ihrer Zusammengehörigkeit „erzählen“ …. ihre Abhängigkeit voneinander ist beider Verhängnis.
Trotzdem soll die starke Farb-bzw. vereinfachte Formfindung Kraft und Dynamik ausstrahlen.“
Hans-Hendrik Grimmling, April 2025
„argonaut“ von Hans-Hendrik Grimmling
„Auf meiner Webseite arbeitet schon seit vielen Jahren der Einleitungstext mit dem Symbolwort „Argonaut“, das ich so auch in meiner Autobiografie „die umerziehung der vögel“ (Mitteldeutscher Verlag, 2008) verwandt habe.
Das mit „Argonauten“ überschriebene Kapitel beginnt mit den Sätzen „Der Künstler ist immer ein Argonaut. Er zieht mit seiner Kunst in Imaginationen aus, um etwas heimzuholen. Kunst ist immer ein Wegfahren in eine Distanz zur Gegenwart. Sie lebt von der Hoffnung, dieses Sichwegbewegen
bekäme den Sinn eines klareren Blicks auf den Ort des Bleibens. Der Künstler ist unterwegs mit der Behauptung:
Ich finde die Wahrheit.“
Diese Gedanken galten für mich über Jahrzehnte wie ein Leitsatz … und so auch werden sie mich wohl weiterhin ins „Weitermachen“ begleiten.
Natürlich sind das „Grundstoffe“ für Bildfindungen, in denen diese Metaphern codieren, die durchaus auch direkt jeweilig aktuelle Gegenwart reflektieren.
Bedeutet das Sichwegbewegen immer nur die Sehnsucht nach Freiheit und Loslösung? Oder beschreibt es auch Verhängnisse, weil es Not, Zwang und Verlorenheit parallelisiert …?
2005 konnte ich einen umfangreichen Zyklus von 50 mittelgroßen Malereien auf Papier in der Pinakothek in Concepción ausstellen. Ich nannte diese Werkreihe „Argonauten nach Chile“. Ein Großteil der Arbeiten suchen das „Fortkommen“ vom gegebenen Zustand zu beschreiben … von der Umarmung, von der Rettung, vom Gebundensein.
Mit dem „argonaut“ von 2021 ist der Vogel als ewige Freiheits- und Sehnsuchtsmetapher gemeint, der in der Weite des Meeres umherfährt, von seinem Floß nicht runter kann … und „eingesperrt in sein Unterwegssein“ seine eigentliche Identität erfährt oder gar erkundet.“
Hans-Hendrik Grimmling
Berlin, Februar/März 2025
„Flügelrad“ von Hans-Hendrik Grimmling
„In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre entstanden Bildzyklen bzw. Bildserien, die sich in einer schlüssigen Kollektion für eine Ausstellung zusammenstellen ließen.
Der Plan war, eine Art Mediencollage (Malerei, Film, Musik, Tanz, Literatur) anzubieten, um das Gedenken an 10 Jahre Mauerfall mit Kunst zu feiern und zu würdigen. (Projektidee: M. Mayer-Zydra/H.-H. Grimmling).
Pfarrer Ch. Neubert von der Stiftung St. Matthäus war von dem Projekt überzeugt und bot zur Realisierung die schöne Matthäuskirche in Berlin an, gleich neben der Neuen Nationalgalerie.
Den Auftakt des riesigen Programms unter dem Titel „Herbstballade“ stellte die Vernissage meiner Ausstellung „Bilder von Deutschland“ dar. Das Konvolut bestand aus 25 großformatigen Malereien, die sich diesem namensgebenden Anspruch des Gesamtprojektes stellen wollten.
Neben Bildern wie „bruderkreuz“, „janusweg“, „gezeichneter weg“, „janusleiter“, „endliche verbindung“
u. a. wirkte ebenso mein „flügelrad“ eingebunden in einen Formenkomplex, der es mir über lange Zeit ermöglichte, Gedankenschwere, die sich aus einer „Vergangenheitsbewältigungshysterie“ aufgeladen hatte, malerisch zu „ventilieren“. Ich suchte in Verknappungen, farbsignalhaften Vereinfachungen und „nicht erzählerischer“ Kompositionsstrenge metaphorische Ausdrucksformen, die meine Auseinandersetzungen und Reibungen mit dem „Draußen“ widerspiegeln konnten.
„flügelrad“ spielt mit Gedanken, die Sehnsucht nach Bewegung (laufende Beine) und Hoffnung (Flügel)
assoziieren, aber auch deren jeweilig ahnbares Verhängnis in einer gleichzeitig erzeugten, lähmenden Kreisläufigkeit.“
Hans-Hendrik Grimmling
Februar, 2025
seit Beginn des Deutschlandstipendien-Programms im Jahr 2011 ist die Albrecht-Mugler-Stiftung als Förderer dabei.
Dieses Jahr freuen wir uns sehr, dass wir am 4. Februar einige Stipendiaten der TU Chemnitz im Rahmen eines Stammtisches begrüßen konnten. Ebenfalls haben Stipendiaten anderer Hochschulen
sowie Förderer den Weg nach Oberlungwitz gefunden.
Für unsere Gäste bot sich die Gelegenheit zu einem spannenden Austausch. Die Fachbereiche der
MUGLER SE boten hierzu viel Anregung und Gesprächsstoff in lockerer Atmosphäre.
Die Albrecht-Mugler-Stiftung arbeitet mit Hochschulen und Universitäten zusammen, um die bedeutenden Netzwerke von Wissenschaft und Wirtschaft zu stärken.
Wir investieren in die Ausbildung junger Menschen und fördern den begabten Nachwuchs, der für die
regionale wirtschaftliche Entwicklung gebraucht wird.
Für das Studienjahr 2024/25 wurden insgesamt fünf Stipendien vergeben: an der Hochschule Mittweida, der TU Chemnitz, der WH Zwickau, der HTW Dresden und der HTWK Leipzig.
Vertreten sind die Fachrichtungen Embedded Systems, Maschinenbau, Applied Mathematics, Produktdesign und Elektrotechnik.
Das Programm unterstützt deutschlandweit begabte Studenten.
„Der Gordische V“ von Hans-Hendrik Grimmling
„Der Bildtitel führt die Interpretationsmöglichkeiten der
Bildaussage und soll mit seinem Verweis auf die griechische Mythologie die diesbezügliche Metapher für den Rezeptionsprozess verstehbar machen.
Der Sage nach wird der erfolg- und siegreich sein, der den Gordischen Knoten zu lösen vermag.
Alexander der Große soll ihn 333 v. Christus mit dem Schwert zerschlagen haben.
Entgegen der Lösung durch Gewalt ist eine zweite, unbekanntere Variante überliefert, der zufolge das
„Problem“ durch Raffinesse, List oder Intelligenz gelöst worden sei. (… durch das einfache Herausziehen eines sogenannten Deichselnagels …)
In diesen Erzählungen führt die Frage nach der Existenz in Abhängigkeit in die Knoten- Metapher für Loslösung, Befreiung und deren paralleler Ahnung von zugleich neuem Verhängnis.
Diese Themen haben mich sehr früh beschäftigt und haben sich schon in studentischer Zeit für meine Bildstoffe verfügbar gezeigt.
Gültigere Formulierungen entstanden dann 1981 in der dreiteiligen Arbeit (Kohle/Kreide auf Fotoleinen, ges. 160 x 330 cm, unter Glas, MBK Leipzig) und 1987 auch im dreiteiligen Werk (Kohle/Kreide auf Retroflies, ges. 150 x 300 cm, unter Glas, Sammlung J. Kister) schon unter dem Titel „der gordische knoten“.
Beide Arbeiten zeigen verschlungene Leiber, die sich voneinander zu lösen versuchen und sich gleichzeitig dabei aber behindern und die teilweise vogelähnlich scheinen oder mit Flügeln am Körper.
Später wollte ich die Beschreibung von Lösungsaufforderung und deren Inhaftierung in eigene Unzulänglichkeiten als Verhängnis signifikanter, ja nonfigurativer formulieren.
So sind in den frühen neunziger Jahren Bilderserien entstanden in abstrakterer Formstrenge und zeichenhafter Vereinfachung.
Die Serie der „gordischen knoten“ I bis VI von 1993/94 ist in fast plakativem Schwarz/Rot/Gelb gehalten und zielt natürlich auf die Farben der Nationalflagge.
Diese metaphorische Reduzierung soll die Fragen provozieren nach eigener Bekenntnisfähigkeit und deren gleichzeitiger Verstrickung in Abhängigkeit und Unfreiheit.
Es ist die Sehnsucht und die Suche nach Lösungen und deren fortbegleitendes Verhängnis …. als das Profane der menschlichen Existenz.“
Berlin, Januar 2025
Hans-Hendrik Grimmling
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Albrecht Mugler. Sein plötzlicher Tod ist für uns immer noch unfassbar.
Als Stifter hatte er stets das Ziel vor Augen, Nutzen für die Gesellschaft zu schaffen, Eigeninitiative zu erzeugen und mit positivem Beispiel voranzugehen. Wissen, Lernen und Neugierde zu fördern war ihm ein grundsätzliches Anliegen.
Er war nicht nur ein begeisterter Freund aktueller und historischer Technik, sondern auch ein leidenschaftlicher Kunstsammler, der zahlreiche Künstler aus der Region förderte, darunter etablierte sowie junge Talente.
Sein Verlust hinterlässt einen tiefen Schmerz in den Herzen aller, die das Privileg hatten, ihn persönlich zu kennen. Die Erinnerung an ihn wird uns Trost spenden.
In stiller Trauer
Das Team der Albrecht-Mugler-Stiftung
„Wunde vom Schritt“ von Hans-Hendrik Grimmling
„Seit den 1980er Jahren drängelte sich sehr auffällig die Farbe Rot in meine Bildgedanken (wie in der „Wunde vom Schritt“).
Meine sehr expressiv gewordene Formensprache brauchte entsprechend aggressive, signalhafte Farbigkeit.
Das Rot sollte das adaptiv Figurative symbolhafter und gleichnishafter, also „inhaltlicher“ aufladen.
Ich meinte das Körperliche als das Verletzbare … als das Gefährdete … als das Bedrängte …
auch durch die Inhaftierung des Bildes im Bild … sozusagen das Bildformat, der Bildraum selbst als Einengung … als das Eingezwängtsein.
Sicher bezog ich das auf meine Situation in Leipzig, in der damaligen DDR: Ich hatte in dieser Zeit zum achten Mal einen „Negativbescheid“ auf einen Reiseantrag (durch Einladungen) ins „nichtsozialistische“ Ausland erhalten, mit betont „unabänderlicher“ Perspektive …
Zwei Ausstellungen (in Halle und Merseburg mit O. Wegewitz) waren am Eröffnungstag von „staatlicher Behörde“ geschlossen worden …
So konnte das symbolhafte Rot auch durchaus das propagandistisch vernutzte Rot einer allgegenwärtigen Einparteiensprache assoziieren.
Ich probierte meinen Bildern aber auch eine verallgemeinerbarere Deutbarkeit einzuschreiben … eben auch die „zeitfreiere“ Beschreibung einer Inhaftierung in die eigene Unzulänglichkeit und Verletzlichkeit … und das Bild, die Malerei selbst als immerwährender Versuch von „Befreiung“.
Nach dem „Ruderer“ (ein Triptychon: das hochformatige Mittelteil ein hockender, roter Körper, kraftvoll aus dem Bild rudernd, die querformatigen Seitenteile weiße Mauerstücke, darauf rote Körper, links „fliehend“, rechts „aufgebahrt“) … entstanden die Hauptstücke meiner Kollektion zum „1.Leipziger Herbstsalon“ … vor allem mit signalhaftem, provozierendem Rot gearbeitet und geformt.
Und vor dem “Ruderer“ 1983 (Privatsammlung Berlin/Lahr) und der „Wunde vom Schritt“ entstanden mit gleicher Rot-Fokussierung die wichtigen Bilder: „Großer Einlauf der kleinen Flügler“, 1980 (Sammlung J. Kister), „Schuld der Mitte“ I, 1981 (Lindenau Museum Altenburg), „Schuld der Mitte“ II, 1981 (Sammlung der Sparkasse Leipzig), „Schuld der Mitte“ III, 1982 (Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst Cottbus).“
Hans-Hendrik Grimmling, Berlin, September 2024