„Fordernde Umarmung“ von Hans-Hendrik Grimmling

„Schon seit den frühen Anfängen meines bildnerischen Arbeitens und Suchens probiere ich meine Bildstoffe mit umschreibenden Metaphern „auszugraben“.
Als eine Art „Menschersatz“ dient mir bis heute die Vogelfigur, der Vogel.
Es ist nie eine bestimmte Vogelart im ornithologischen Sinn gemeint, es sind eher erfundene Gestalten aus Schnabel, Flügel, Krallen und menschfigürlichen Händen und Füßen.
Vor allem gebrauche ich ihre Sinnführung für einen assoziativen Raum von Bewegungsphantasie.
Es geht in dieser Spur immer um den gleichen Versuch, Gedanken von Freiheit und Loslösung auszudrücken.
Die Vogelmetapher übernimmt das Ironisch-Sarkastische, dramatisiert das Fragliche der Mensch-Figur-Erscheinung.
In nicht singulären Kompositionen dynamisieren sich oft die Formen in Umklammerungen, Umschlingungen. Ein Ringen um Zusammenfinden und Trennen zugleich, in der „Verknotung“ das gewollt Zwingende, aber auch das Wegstrebende … diese Gegensätzlichkeit widerspiegelt das eigentlich Abhängige voneinander.
Die Umarmung ist das zusätzliche Synonym dafür, sie zu fordern, immer wieder zu wollen, heißt, sich in dieser Dialektik von Sehnsucht nach Bindung und Loslösung zurecht finden zu wollen.“
Hans-Hendrik Grimmling, Mai 2025