BILDGEDANKEN | MÄRZ 2025

„argonaut“ von Hans-Hendrik Grimmling

„Argonaut“, Acryl auf Leinwand, 2021, 140 x 180 cm

„Auf meiner Webseite arbeitet schon seit vielen Jahren der Einleitungstext mit dem Symbolwort „Argonaut“, das ich so auch in meiner Autobiografie „die umerziehung der vögel“ (Mitteldeutscher Verlag, 2008) verwandt habe.
Das mit „Argonauten“ überschriebene Kapitel beginnt mit den Sätzen „Der Künstler ist immer ein Argonaut. Er zieht mit seiner Kunst in Imaginationen aus, um etwas heimzuholen. Kunst ist immer ein Wegfahren in eine Distanz zur Gegenwart. Sie lebt von der Hoffnung, dieses Sichwegbewegen
bekäme den Sinn eines klareren Blicks auf den Ort des Bleibens. Der Künstler ist unterwegs mit der Behauptung:
Ich finde die Wahrheit.“
Diese Gedanken galten für mich über Jahrzehnte wie ein Leitsatz … und so auch werden sie mich wohl weiterhin ins „Weitermachen“ begleiten.
Natürlich sind das „Grundstoffe“ für Bildfindungen, in denen diese Metaphern codieren, die durchaus auch direkt jeweilig aktuelle Gegenwart reflektieren.
Bedeutet das Sichwegbewegen immer nur die Sehnsucht nach Freiheit und Loslösung? Oder beschreibt es auch Verhängnisse, weil es Not, Zwang und Verlorenheit parallelisiert …?
2005 konnte ich einen umfangreichen Zyklus von 50 mittelgroßen Malereien auf Papier in der Pinakothek in Concepción ausstellen. Ich nannte diese Werkreihe „Argonauten nach Chile“. Ein Großteil der Arbeiten suchen das „Fortkommen“ vom gegebenen Zustand zu beschreiben … von der Umarmung, von der Rettung, vom Gebundensein.
Mit dem „argonaut“ von 2021 ist der Vogel als ewige Freiheits- und Sehnsuchtsmetapher gemeint, der in der Weite des Meeres umherfährt, von seinem Floß nicht runter kann … und „eingesperrt in sein Unterwegssein“ seine eigentliche Identität erfährt oder gar erkundet.“

Hans-Hendrik Grimmling
Berlin, Februar/März 2025