BILDGEDANKEN | AUGUST 2024

Pierrot“ von Hans-Hendrik Grimmling

„Pierrot“, Öl auf Hartfaser, 1972, 70 x 50 cm

„Diese Arbeit zählt mit zu den ältesten Werken, die für diese Kollektion mit ausgewählt wurde.
Das Bild ist also ziemlich „weit hinten“ in meinen Erinnerungen gespeichert. Es sind wunderbar aufregende Gedanken an immer noch gefühlte Anfänge, an Reibungen und ersten Auseinandersetzungen …
denn ich war zu der Zeit noch Student (im 3. Studienjahr) an der Leipziger HGB, in der Fachklasse für Freie Malerei bei Wolfgang Mattheuer. Ich wohnte mit meiner ersten Familie im nahegelegenen, dörflichen Vorort Gaschwitz.
In der winzigen Dachwohnung des sogenannten Gesindetraktes eines verfallenen Rittergutes arbeitete ich allabendlich, wenn das Kind schon schlief, auf kleinen, transportablen Pappen und Papieren.
Es waren die täglichen „Mitbringsel“ zum nächsten Unterrichtstag ins Studio unserer fünfköpfigen Studiengruppe, es waren Bildnotizen meiner vermeintlich poetischen Dorfidylle.
Da an der HGB die Orientierung und Ausbildung sich an der „figurativen“ Darstellung ausrichtete, die durchaus eine frühe „Anverwandlung“ an einen „sozialistischen Realismus“ zum Ziele hatte, bedeuteten meine „Privatbilder“ eher den Versuch einer Art „Gegenprogramm“.
Der Pierrot galt für mich als Möglichkeit einer „Kostümierung“, in koketter, verrenkender Pose, als Selbstbildnis, abgewandt vom eigentlichen porträtähnlichen Spiegelbild … und sicher sich (anmaßend) in die Nähe eines verehrten Großen (Max Beckmann) manövrierend.“

Grimmling, August 2024